UNItopia News: Brett Medien, Gruppe Kinofilme, Artikel 1824

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Titel: City of God - Cidade de Deus
Artikel: 1824                                          Bezug: 0
Verfasser: Careca                                      Datum: 10.07.03 23:31:12
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Der Film ist keine Fiktion. Der Film beruht auf realen Begebenheiten.
Begebenheiten, die wir jungen Deutschen nie kennen lernen werden (jedenfalls
bis jetzt noch nicht und auch wohl in naeherer Zukunft noch nicht).
Der Film erzaehlt mit genialen Verschachtelungen ueber den Aufstieg und Fall
eines Drogenbarons, der nie als wirklicher Drogenbaron beachtet wurde. Von
jemanden, der in einem Stadtteil der Megalopolis Rio de Janeiro seine
Herrschaft errichtete. Eine Herrschaft, die auf der erbarmungslosen
versklavenden Macht der Waffen und Drogen beruhte.
Und dabei erzaehlt sie aber auch die Geschichte von einem Bewohner jenes
Stadtteils CIDADE DE DEUS (City of God), der davon traeumt, dieser
Abwaertsspirale in jener brasilianischen Favela zu entfliehen, indem er
versucht, Jounalist zu werden.
Beide Geschichten haengen zusammen. Aber nur eine hat Zukunft (klar, die des
Journalisten), waehrend die andere Geschichte eine geschichte aus Hass, Neid
und Blut besteht. 
Manchmal erinnert der Film satrk an Szenen von PULP FICTION. Nur der grausame
Unterschied liegt darin, dass der Film weder pulp noch fiction darstellt. Die
dargestellte Gewalt gleicht verstaerkt einem brutalen Krieg. Einem Krieg, in
dem menschliche Leiber Kugelfaenger darstellem. Die Naivitaet der
Gewaltausbrueche macht den Zuschauer ohnmaechtig, weil sie ganz und gar nicht
weit weg der Realitaet zu scheinen liegen. Ganz im Gegenteil beschreiben diese
nur einige wenige Facetten der Realitaet. Der Film bewegt sich im Rhythmus der
Siebziger. Die Kamerafuehrung sugegstiert dokumentatorischen Charakter. Meine
Meinung: Waere der Film fuer den Hollywood Academy Award dieses Jahr nominiert
worden, er waere mit totaler Sicherheit der heisse Tip auf den OSCAR fuer
fremdlaendische Produktionen gewesen.
Dass jedoch der Film auch heute noch ueberhaupt keine Fiktion ist, beweisst im
Grunde eine Begebenheit in Rio de Janeiro vom Anfang dieses Jahres:
Anfang dieses Jahres wurde ein Drogenbaron einer Favela Rios (Armenviertel)
verhaftet und eingesperrt. Dieser Baron hat aus seiner Zelle eine Terrordrohung
deswegen an den Suedteil Rio de Janeiros (Touristenzentrum) ueber die Presse
verbreiten lassen. Darauf blieben an dem gesamten Wochenende im Januar viele
Geschaefte geschlossen, weil deren Besitzer die Erfuellungsgehilfen jenes
Drogenbarons (sein Name ist Barros) befuerchteten.
Der Film hat mich seltsamerweise gluecklich auf meine Kindheit gemacht, da ich
nicht dem Herrschaftanspruch eines Stadtviertel-Koenigs folgen musste.
Gluecklich, nicht solche brutale Gewalt erlebt haben zu muessen.
Der Film liegt sicherlich bei einer Bewertung von 8 auf einer zehnstelligen
Skala. Von mir erhaelt der Film CIDADE DE DEUS (Filmsprache: deutsch;
Synchronisationsstimme des Ich-Erzaehlers: Xavier Naidoo) allerdings eine 9,5.
Der Film ist ein bedrueckendes Erlebnis.

Careca (ist eh schon brasilophil)