UNItopia News: Brett Medien, Gruppe Kinofilme, Artikel 1886

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Titel: WARNUNG: The Company
Artikel: 1886                                          Bezug: 0
Verfasser: Fergus                                      Datum: 13.05.04 12:49:19
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Tach allerseits. 
An dieser Stelle mUechte ich ausdruecklich darauf hinweisen, dass Folgendes
eine WARNUNG ist!

Eine Warnung, in den kommenden ein oder zwei Wochen in Sneak-Previews,
Ueberraschungsfilme oder Aehnliches zu gehen, wenn man nicht gerade Ballettfan,
Modern-Dance-Fetischist, Alzheimerpatient (in diesem Fall duerfte es nichts
ausmachen, dass man sich nichts von der Story merken kann. Es ist keine da.),
Masochist oder schlicht schwer auf psychedelischen Drogen ist (zwei Bier haben
nicht gereicht, um mich im Kino zu halten).

Dass Neve Campell in diesem Hupfdolenstreifen mitspielt hat wohl mehrere
Gruende: erstens gehoert sie ja nun schon seit ein paar Jahren nicht mehr in
die Oberliga der Schauspielerinnen - da muss man wohl nehmen, was man kriegt,
und zweitens hatte sie auch noch die Idee zum Film (was paradox oder zumindest
zutiefst philosophisch ist: Wie kann man die Idee haben, keine Ideen zu
haben?), hat am Drehbuch mitgeschrieben (ich vermute, es hat eines
Sonntag-Nachmittags in LA geregnet) und mitproduziert (das Geld verbrennen
waere einfacher gewesen...).
Aber warum sich Malcolm McDowell DAS angetan hat, kann nur einen Grund haben
(er ist ja auch schon lange aus der Oberliga verschwunden): er hat DRINGEND,
wirklich DRINGEND Geld gebraucht.
Und warum Robert Altman die Regie zu diesem Machwerk gefhrt hat, darueber kann
ich nur spekulieren. Ich tippe auf Erpressung. Oder aber beginnende Alzheimer,
wie oben schon erwaehnt.

Aber, um halbwegs fair zu bleiben (und es faellt mir verflucht schwer, bedenke
ich, dass mir dafuer Geld abgenommen wurde - ganz zu schweigen von kostbarer
Lebenszeit): ich weiss nicht, wie die letzte Dreiviertelstunde des Filmes ist.
Da war ich bereits nicht mehr im Kino.

Mal kurz was zum Film:
Neve Campell stellt eine Superballerina dar, die irgendwo in einem Ensemble
(Chicago? - Is auch wurscht...) die, aeh, Ballerina ist.
Ja.
Das war's im Groben.
Nebenbei (ich sass neben einer Freundin, die 9 Jahre lang semiprofessionell
Balletteuse war) tanzt sie offensichtlich auch noch grottenschlecht (kann ich
nicht beurteilen. Sagte die Freundin von mir.) - Vermutungen liegen nahe, dass
deshalb auch mit Modern Dance gearbeitet wurde. Da ist es im Grunde
scheissegal, wie gut oder schlecht. Man kanns immer als Kunst beschimpfen.

Malcolm McDowell spielt den arschlochmaessigen Chef der Company, der, aeh, ein
Arschloch ist.
Jo.
Das war's im Groben.
Ich muss sagen, dass er allerdings das Arschloch auch schon weit ueberzeugender
gespielt hat. Aber da hatte er wenigstens gute Texte, an denen er sich
langhangeln konnte. Gabs hier nicht. Uebrig bleibt ein nicht ueberzeugendes
Arschloch. Also im Grunde ein maessig unangenehmer Mensch. Mein Professor war
in einer normalen Vorlesung weit schlimmer. Du, du, du! (*fingerwackel*)

Neve (Keine Ahnung, wie die in dem Film hiess. Ist auch unwichtig.) ist eine
Junge, halbwegs huebsche und durchtrainierte Frau, die auf vieles verzichtet
hat, um einmal die Primaballerina in der Company zu sein - was sie gleich zu
Anfang wird - ist traurig und einsam (kommt aber nicht rueber. Hab ich nur
gelesen), poppt zuechtig mit einem Typen, der entweder ihr Ex, ein Taenzer,
oder der Koch des Ensembles oder halt so ein Typ aus ner Kneipe ist (ich habs
nicht kapiert...), kocht mit ihm Fruehstueck und schaut Kindervideos von ihr,
wo sie, oh Wunder, als kleines Maedchen Ballett tanzt.

Kleines Beispiel?

1. Szene: 
Tanzende Leute auf ner Buehne. Modern Dance zu seltsamem Klanggewirr.
Vermutlich moderne Klassik.
(Szenenende)

2.Szene: 
Neve und ihr Typ stehen auf (Haben gepoppt, was aber nicht gezeigt wurde. nicht
mal im Schattenriss oder so), sie zieht sich was ueber ihre blanken... naja. Er
steht mit blankem Oberkoerper rum ("aber der Typ ist lecker", sagt meine
Freundin: "das reicht aber auch nur fuer 2 Minuten").
Sie macht den Schrank auf und kramt drin rum.
Er: Lass mich das machen.
Sie: Ehrlich?
Er: Ja.
Sie: Ist wahrscheinlich besser.
Er: Was hast du da?
Sie (Blick in den offenen Kuehlschrank): Nicht viel. Eier.
Er: Eier sind gut. (Haut zwei davon in die Pfanne, einhaendig. Wie cool! Ein
Highlight der Szene!) Wie moechtest du deine Eier? (*trommelwirbel*: DIE
Vorlage zum schlechten Witz - ja? - ja? - Nee. Kommt nix. Weiter.)
Sie: Ist mir egal. Ich hab zwei Tomaten ( *gggggg* Also ich fand, die sahen
besser aus. Aber wenn sie meint...).
Er: Tomaten sind prima. (Schneidet die Tomaten mit der Eleganz und
Geschwindigkeit eines professionellen Kochs. Ich hab das mal geuebt. Kann ich
nicht so. No way. Aber man sah nur seine Haende. Vermutlich hatten sie ein
Koch-Stunt-Double.)
Sie: Paprika?
Er: Ja. (Schneidet professionell ne Paprika) Hast du Zwiebeln?
Sie: Keine Zwiebeln. (Oeffnet den Schrank, nimmt eine Dose raus.) Aber ich hab
Zwiebelsalz!
Er (laechelt suess und etwas herablassend): Nein, lass.
Die Pfanne bruzzelt.
(Szenenende)

3. Szene: 
Leute tanzen in Trainingsklamotten in nem Uebungsraum, unter Aufsicht eines
langhaarigen, halbschwulen und unglaublich netten Choreographen (sowas gibts
doch gar nicht! Der hat nicht EINMAL cholerisch gebruellt oder auch nur ruegend
die Augenbraue hochgezogen...)

Ja. 
Das war nicht der langweiligste Ausschnitt. Es gab wenigstens Titten zu sehen.

Um ganz ehrlich zu sein: wir sind nur deshalb ne Stunde im Kino geblieben, weil
wir dachten, nach der schleppend aufgebauten Einleitung (10 Minuten Tanz,
verteilt auf 2 Szenen in der ersten Viertelstunde) wuerde irgendwas
Dramatisches passieren, so eine drastische Schockwendung wie in "From Dusk
'till Dawn" vielleicht. (zugegeben, zum schluss haben wir drauf gehofft, dass
IRGEDWAS passieren wuerde. Man muss seine Erwartungen auch mal runterschrauben
koennen).
Vorlagen gabs genug: 
Ne Tanzszene auf ner Open-Air-Buehne bei Gewitter... sie haett ausrutschen
koennen und querschnittsgelaehmt sein, sie haett von nem Blitz getroffen werden
koennen und Superkraefte entwickeln, sie haett erfahren koennen, dass sie
Hodenkrebs (oder irgendsowas. Voellig egal) oder wenigstens Aids hat, oder dass
ihre Mutter auf dem Weg zum Auftritt im Auto verunfallt ist oder vergewaltigt
wurde oder beides... Irgendein Schlitzer haette das Ensemble niedermetzeln
koennen - oder eine grantige Konkurrentin haette sie wenigstens mal mit "Du
Nutte" beschimpfen koennen, aber was ist passiert?
NICHTS! 
Gar nichts! Njente, Nickesse, Nada, Nuthin'!!!!!

Immer, wenn eine Szene begann, auch nur ansatzweise eine Handlung zu bekommen,
der man haette folgen koennen, oder die Interesse fuer die Figuren oder den
Film an sich haette wecken koennen, wurde sie sofort beendet und durch die
naechste ersetzt. Meist eine Tanzszene. Da war wohl die Gefahr am geringsten,
sich in der Handlung zu verheddern.

Also: eh ihr euch DAS antut, spendet das Eintrittgeld an einen Fond, damit Neve
Campell im kommenden Sommer mal einen Volkshochschulkurs "Dramaturgie und
Drehbuchschreiben fuer Anfaenger. Teil 1: Ein Drehbuch - was ist das? (bitte
karierten Block und Kuli mitbringen)" besuchen kann.

Bewertung:
Tanzszenen (wenn man auf sowas steht): sicher 6
Dialoge: 1
Story: 0
Charaktere: 0 
Logik: 1 (drastischster Fehler: kein einziger Schwuler zu sehen!!! Bei der
normalen durchschnittquote von ca. 80%. Anfaengerfehler...)
Glaubwuerdigkeit: 1
emotionale Beruehrung/Spannung: 0
Bildsprache: 2

Gesamt: 1/10 (wg. der Taenzer. Wenn man drauf steht, mags ganz okay sein.)

Fazit: Wem Zombiefilme wie "Dawn of the Dead" intellektuell zu anspruchsvoll
und psychologisch zu wenig grauenerregend sind - fuer den ist dieser Film genau
richtig. Und auf LSD hat der Film vermutlich sogar kuenstlerische Qualitaeten.

Alles klar, soweit?
Sagt nicht, ich haette euch nicht gewarnt!

Gruss, Fergus