UNItopia News: Brett Smalltalk, Gruppe Gedichte, Artikel 418

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Titel: Gedanken: Traenen
Artikel: 418                                           Bezug: 0
Verfasser: Thisbe                                      Datum: 18.11.00 21:36:12
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langsam rinnen sie ... aus meinen augen ... meine haut entlang ...
sie benetzen meine wangen mit einem zarten film ... 
ich spuere wie sie weiterkriechen ....es kitzelt
sie streifen meine lippen ... sammeln sich dort ...
ich kann sie schmecken ...salzig ...waessrig ...
ich habe sie schon oft geschmeckt ...
... doch es ist fuer mich immer wie das erste mal

langsam verschwimmt alles ... 
das licht der beiden brennenden kerzen vor mir
wird langsam immer unklarer ... die flammen scheinen sich aufzuloesen ...
das lodern und flackern wird nur noch ansatzweise erkennbar ...
sie fliessen staerker ...

ein tropfen ...
eine einzelne perle ...rinnt mein kinn hinab ...
hinab zum abgrund ...laesst los ...
faellt ...glitzert im licht der kerzen ...
und faellt ...ein unendlich scheinender moment ...
langsam verformt sie sich ...passt sich der luftstroemung an...
und faellt weiter ...und kommt auf ...und verwirkt ...
immer mehr folgen ...

immer unklarer wird alles ...
immer dunkler ...
das blatt papier auf dem ich zu schreiben versuche ...nass
die woerter die ich bereits schrieb ... die tinte ...verwischt langsam
oh mann ...meine schrift ..wirkt krakelig und zerrissen ...
die zeichen verlaufen langsam ...

ich schmecke sie noch immer ...
aber ...das hier zu schreiben ...scheint trost zu bringen ...
langsam hoert es auf ...
...

ich wische sie mir aus den augen ...
schaue auf die kerzen vor mir ... wie sie gemeinsam leuchten ...
ich sehe alles klar ... so klar wie noch nie zuvor ...
ich sehe das wachs ...wie es langsam von der hitze verzehrt wird ...
feuer ...und... flamme
...

es ist kaum noch etwas uebrig ...
weit abgebrannt ... gleich wird es dunkel ...
ich zittere ... und weiss nicht warum ...
keine traene ... keine einzige ... jetzt

es wird dunkel ...
erst verlischt die eine ... rauch steigt auf ... 
das licht der zweiten wird schwaecher ...
reicht aber gerade aus um ihn leicht weiss-grau leuchten zu lassen
kurz darauf ...
die zweite verlischt ...
...

langsam rinnen sie wieder ... aus meinen augen ... meine haut entlang ...
sie benetzen meine wangen wie zuvor mit einem zarten film ... 
ich spuere wie sie weiterkriechen ....es scheint zu brennen
sie streifen meine lippen ... sammeln sich dort ...
ich kann sie schmecken ...salzig ...waessrig ...
ich habe sie schon oft geschmeckt ...
... doch es ist fuer mich immer wie das erste mal

Thisbe as it should be ....