UNItopia News: Brett Medien, Gruppe Buecher, Artikel 1134

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Titel: Re: Buchbesprechung: Asche zu Asche
Artikel: 1134                                          Bezug: 1133
Verfasser: Pendius                                     Datum: 02.02.05 11:57:39
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Hier ein Teil meiner liste (komplett ohne Rangfolge), kopiert aus einem anderen
Forum, wo wir das Thema auch gerade haben:

Das folgende ist natuerlich komplett subjektiv und nur meine ganz persoenliche
ansicht.
Aber auch wenn es jetzt keine Worst-25 ist (ich vermute mal, bei den
allerschlimmsten hat eh ein natuerlicher Verdraengungsmechanismus eingesetzt.
*fg*), moechte ich doch mal darauf hinweisen, dass ich folgende Buecher (unter
anderen) als herausragend mies betrachte (und bei geschaetzen 2000 gelesenen
Buechern heisst das doch etwas, wenn sowas einem als besonders mies im
Gedaechtnis haften bleibt...).

Die folgende aufzaehlung hat keine Reihenfolge des Grauens. ;)

-Der Tod in Venedig (Thomas Mann) - Das Langweiligste, was ich je zu lesen
gezwungen wurde. nicht mal 10 Jahre nach der Schule und mit etwas abstand und
Reife im Geringsten ertraaeehhh*gaehn*licher. Perfekte einschlafhilfe fuer
Leute mit Schlafstoerung. Ansonsten vielleicht noch fr morbide Paedophile zu
empfehlen.

-Die Hand der Finsternis (Alexander Huiskes) - DSA-Roman der fuer ein gutes
Dutzend weiterer DSA-romane steht, die hier so als Fantasy verhoekert werden.
Kein Wunder, das Fantasy einen immer noch miesen Ruf hat. Das Zeug war
vielleicht in Zeiten von Conan der Barbar tragbar - aber es bleibt dann auch
auf dem Stand von (erstaunlich humorlosen) Groschenromanen. "Nun denn,
wahrlich, ich sage euch"-Fantasy ohne Sprachtalent (Hohlbein meets DSA).

-Das Druidentor (Wolfgang Hohlbein) - Ist der "Vater der deutschen Fantasy"
(dieser Vater erkklaert ne Menge ueber den Zustand und das Niveau seiner
Kinder...) noch halbwegs ertraeglich, wenn er sich im Bereich der Hochfantasy
in fiktiven Welten bewegt und hat er sogar Lichtblicke und wirklich brauchbare
Sachen geschrieben, wenn seine Frau beteiligt war, so muss ich jedem abraten,
irgendwas zu kaufen, wo er versucht, in Richtung Historien-Roman oder gar
Jetztzeit-hier-bei-uns-Mystery-Roman/Thriller (wie eben das Druidentor) zu
schreiben. Der Mann hat keinerlei Ahnung von Technik, recherchiert historische
Sachverhalte grauenhaft und seine Protagonisten sind schrecklich hoelzern und
wenn sie versuchen, zu sprechen, wie Leute heute nun mal sprechen, langt
Wolfielein unglaublich oft (um ca. 30-40 Jahre) daneben (nein, es benutzt
wirklich niemand mehr Worte wie "dufte"!). Und wenn er noch EIN Buch schreibt,
in dem zwei Minderjaehrige eine Welt oder das Universum retten, dann besuch ich
ihn und brech ihm die Finger! ;)

-Neununddreissigneunzig (Frederic Beigbeder) - Wer hat dem Typen eigentlich
gesagt, dass er Buecher schreiben soll? Seine schmierigen Poppen-Fantasien sind
echt unertraeglich. Nur, weil er so krank im Kopf ist, muss er nicht auch noch
seine gesamte Generation so hinstellen (Obwohl - vielleicht gilt das ja fr die
Franzosen tatsaechlich. Was weiss ich schon...).
Seine Berichte aus der Welt der Werbeagenturen sind fuer Insider wirklich
amuesant (ich hab alle drei Saetze sagen koennen: kenn ich, stimmt, hab ich
auch schon so erlebt) - aber wo er nicht aus seiner Agenturerfahrung schreibt,
kann man seine Sachen auch echt streichen. Es sei denn, man steht auf Buecher
ber widerliche, reiche Arschloecher.

-Der Richter und sein Henker (Duerrenmatt) - Was soll man sagen...
duester-tragischer Langweiler. Man moechte dem Protagonisten zurufen: Get real,
get a life! Naja. Typische Schullektuere fuer masochistische Deutschlehrer.

-Sub Terra/Amazonas (James Rollins) - Urgh! - Das fasst es in etwa zusammen.
Hab ich bereits die Buecher des Autorenduos Preston/Child als sehr lesenswert
vorgestellt, haben wir hier das andere Ende der Scala des selben Genres. das
definitiv untere (also wenns NOCH weiter runter geht, will ichs gar nicht
wissen...). Rollins scheint irgendwann einmal einen VHS-Kurs: Wie schreibe ich
einen Science-Mystery-Thriller? besucht zu haben - und schon den zweiten Abend
("Wie entwerfe ich einen neuen Plot fuer jedes weitere Buch?") und alle
weiteren (u.a. "Wie baut man ueberraschende Wendungen" oder "Wie entwerfe ich
Charaktere jenseits des Stereotyps?") geschwaenzt zu haben. Der einzige Spass
bei seinen Buechern ist es, zu wetten, auf welcher Seite welcher Statist
stirbt. Nein - nicht, wer welche Rolle spielt oder wer am Ende ueberlebt. Das
weiss man eigentlich sofort, wenn alle Protagonisten vorgestellt sind.
Inklusive, wer der boese Verraeter ist. In ALLEN Buechern! (In einem Anfall von
Perversion habe ich nmlich alle gelesen! Die Faszination des Grauens...)

-Der Judasfluch (Scott McBain) - Als ich das gekauft hab, bin ich einem
astreinen Cover-Betrug (ich haetts wissen muessen. Es heisst nicht umsonst im
Sprichwort "Don't judge your book by its cover!") auf den Leim gegangen, denn
McBains Buecher sind genauso gestaltet, wie die ganz brauchbaren und spannenden
Bcher von Patrick Dunne. Es fiel mir gar nicht auf, dass ich daneben gegriffen
habe. Und wo ichs schon mal hatte, hab ichs gelesen. Also so eine
christlich-fundamentalistische Mystik-Scheisse (verzeiht, aber anders kann man
das nicht nennen) ist mir noch nie untergekommen! Dieses dummdreiste Gelaber
vom Teufel, von Engeln, von Ketzern, Suendern, Reinwaschung, Verdammnis,
blablabla ist dermassen dick aufgetragen, dass es Brechreiz verursacht! Lasst
bloss die Finger weg!

-Traumzeit (Barbara Wood) - War "Rote Sonne, schwarzes Land" und das kurze
"sieben Daemonen" noch ganz brauchbar, hat Mrs. Wood mit ihrem ausflug nach
Australien ordentlich danebengegriffen. Langatmig, oede, schmalzig, viel zu
dick und zu dick aufgetragen - ich hab auch "Fackeln im Sturm" gelesen - aber
Traumzeit ist mir echt zu heftig. Es mag seine Fans finden - ich kann nur
abraten. Und Mrs. Wood sollte mit ihren Bchern in Afrika bleiben. Das kennt sie
wenigstens.

-Vogelfrei (Juliane Lee) - Ich oute mich an dieser Stelle - ich bin alter und
treuer Diana Gabaldon - Fan (ja, auch wenn ich weiss, was du dazu sagst, Qays!
*gg*). Die Dame ist nicht nur privat ausgesprochen sympatisch sondern hat auch
das Genre der Historien-Zeitreise-Familiensaga erfunden. Juliane Lee ist eine
der im Dutzend billiger gelieferten Kopistinnen! VORSICHT! Ja, sicher, auch
hier eine Zeitreise nach Schottland und ein Kampf fuer die Freiheit Schottlands
und eine Liebesgeschichte und etwas Mystik und Highlander/Braveheart-Romantik!
Aber - das ist es nicht, was Gabaldons Buecher ausmacht!!! Was es ausmacht,
sind glaubwuerdige Figuren, Sprachwitz, eine gute Geschichte und vor allem:
korrekte historische Recherche in jedem Bereich!!! - Lee versaut es auf jedem
Gebiet. Allein ihr Held ist unertraeglich daemlich und nicht lebensfaehig
(welcher Idiot nimmt auf eine planbare 2. Zeitreise, wo man weiss was einen
erwartet, lediglich eine Flasche Aspirin und eine Tuete Bonbons mit ("weil er
sie so vermisst hat" nein, kein medizinisches Besteck, nein, keine Fachbuecher
ueber Agrartechnik, Geschichte, Mechanik, Chemie und Medizin, nein, keine
Auswahl an modernen Medikamenten und Instrumenten wie Kompass oder Thermometer
oder rostfreie Messer! Aspirin und Bonbons!!!- Oh - mein - Gott...
Andererseits... er ist beschrieben als "typischer Amerikaner". Das erklaert das
dann wieder...).
Finger weg!!! Von der ganzen Serie!!!

-Heiliger Schein (Gerry O'Brien) - Ich mag Buecher im Stil von Gayman, Tom
Holt, Robert Asprin und Douglas Adams. So kam mir dieses auch vor. Die
Geschichte ist ja auch ganz nett. Problem ist nur, dass der Typ einfach nicht
schreiben kann. Er haengt ein Wortspiel ans naechste, einen Gag an den
vorhergehenden und verkuenstelt sich dermassen, dass das Gesamtprodukt
erstaunlicherweise vollkommen humorlos wird. Tom Holt fr ganz Arme. Ich hab
nicht einmal grinsen muessen. Und ich kann eigentlich ber jeden Schwachsinn
grinsen.

- Die Erben des Medicus (Noah Gordon) - Lieber Herr Gordon. Der Medicus war ein
ziemlich gelungenes Buch (auch wenn einige medizinische Sachverhalte ziemlicher
Bockmist waren. Etwas recherchieren wre gut gewesen.), der Schamane war auch
noch mal lesenswert - Aber es REICHT! Man muss das selbe buch nicht noch ein
drittes und viertes und fuenftes Mal schreiben! Wenn das erste gut war, heisst
das noch lange nicht, dass der fuenfte Aufguss noch im Entferntesten
ertraeglich ist! Schreiben Sie doch bitte, bitte mal irgendwas anderes!!!

- Wuestensturm (James Clavell) - Hey! Der "Shogun" in der arabischen Wueste!
Toll! - Genau so eine Schmonzette, schwuelstig, opulent, schwuel und knallbunt
wie der Shogun (und leider auch genauso viel davon. Knapp 1000 Seiten). Das
trieft. Und das langweilt nach ner Weile maechtig. Gaehn.

-Die Drachenlanze-Saga (Weiss/Hickman) - ich muss zugeben, ich hab sie frueher
verschlungen. und die ersten 10 "Buecher" (Buechlein triffts ja besser) sind
auch ganz passabel. Die 2. 10 sind schon weniger innovativ. - Vom Rest reden
wir besser mal gar nicht. Da ist der R.A.Salvatore-Effekt eingetreten: Wir
haben inzwischen dermassen maechtige Superhelden-High-Level-Fantasy-Charaktere,
dass man pro Buch mindestens 2mal die Welt retten muss, um es noch interessant
zu halten.
Drizzt D'o Urden und Raistin Majere - meine zwei Favoriten auf den
"High-Level-Held-der-dem-Autoren-ausser-Kontrolle-geraten-ist"-Award der 90er
Jahre. - Allerdings, es gibt eine Steigerung: die Drachenlanze-Romane die NICHT
von Weiss/Hickman geschrieben wurden. GROT-TEN-SCHLECHT! 

MfG, Pendius

Ps: Bei "Herr Lehmann" stimm ich dem Baeren unbedingt zu. Steht auch weiter
unten auf dem anderen Forum. ;)